Name: Robert Treml
Alter: 79
Beruf: ehem. Notariatssachbearbeiter, heute Rentner und Heimatpfleger
In Waldsassen seit: meiner Geburt, 1940
In den letzten Jahren hat sich einiges in der Stadt getan, welche Veränderungen würdest Du hervorheben und warum?
In den Jahren nach 1990 haben sich in Waldsassen gravierende Veränderungen ergeben, so insbesondere durch: die Schließung der Porzellanfabrik Waldsassen Bareuther & Co. AG / die Schließung des Bauunternehmens Bergauer / die Schließung der Chamotte- und Klinkerfabrik und des Ziegelwerks AG und damit verbunden durch den Wegfall zahlreicher Arbeitsplätze / durch die Öffnung des Grenzübergangs Waldsassen-Eger 1990 / durch den Abbruch der Industriebrachen /durch die Umnutzung der freigewordenen Flächen und die Schaffung mehrerer, großer Einkaufsmärkten, durch die Ansiedlung eines neuen Betriebs (Ghost), durch die Anlegung einer Grünfläche samt Spielflächen / durch die enorme Steigerung des Durchgangsverkehrs auf der B299 durch die Innenstadt von Waldsassen / jüngst durch die Schließung der Akutabteilung im Krankenhaus. Aufgrund all dieser Vorgänge haben sich die Wirtschaftsverhältnisse, wie auch die Lebensbedingungen am Ort doch ganz erheblich verändert.
Was würdest du gerne ändern?
- Ansiedlung neuer, innovativer Betriebe mit anspruchsvollen Arbeitsplätzen, um dadurch den Zuzug qualifizierter Mitarbeiter zu steigern.
- Verbesserung der Infrastruktur, z.B. durch die Sanierung des Baubestandes in der Innenstadt und durch die Schaffung von mehr Parkplätzen im Bereich der Innenstadt.
- Herstellen besserer wirtschaftlicher und kultureller Beziehungen zur Nachbarstadt Cheb-Eger, ähnlich wie es z.B. im Raum Schönsee mit der benachbarten Region in Tschechien schon seit längerer Zeit erfolgreich gepflegt wird.
Was wünscht Du dir für die Zukunft von Waldsassen und warum?
- Schluss mit dem ständigen Abbau von Ämtern / Behörden und Einrichtungen in Waldsassen, wie dies in den letzten Jahren mehrfach zu beklagen war, z.B. durch die Verlagerung des Sitzes der Sparkasse und der Raiffeisenbank nach Tirschenreuth bzw. Weiden, um Waldsassen besser für die Zukunft zu rüsten.
- Steigerung der Attraktivität der Stadt aufgrund ihrer historischen und kulturellen Bedeutung durch die Verbesserung der Wirtschaftsbetriebe und des Freizeitangebots sowie durch die Verbesserung des kulturellen Lebens.
- Ansiedlung weiterer Behörden am Ort.
- Die befriedigende Lösung der Verkehrsprobleme in Waldsassen.
Was macht Waldsassen für Dich aus?
- Waldsassen ist meine Geburts- und Heimatstadt mit einem enormen Potential an Geschichte und Tradition, wo ich aufgewachsen und zu Hause bin. Darauf bin ich stolz.
- Durch die Lage des Ortes im Stiftland (historisch / Stadtpark etc.) sowie durch die umgebende, noch intakte Landschaft, durch Feste und Feiern (Bürgerfest / Jahrmärkte / Weihnachtsmarkt etc.) konnten sich in den letzten Jahrzehnten für Viele neue, überzeugende Lebensgewohnheiten herausbilden, die für die Menschen / Bewohner von großer Bedeutung sind und wodurch die eingangs genannten, negativen Veränderungen teilweise überwunden werden können.
Die Arbeit als Chronist macht dir sichtlich Spaß. Was motiviert dich dazu?
- Es ist mir ein Herzensanliegen, die historische Geschichte und Entwicklung meiner Heimatstadt zu begleiten bzw. darzustellen, und zwar sowohl in sachlicher Hinsicht (Leitung des Stiftlandmuseums) wie auch in Bezug auf Forschung und Dokumentation. Daher ist mir auch die Tätigkeit im Stadtarchiv in elementarer Weise eine Herzenssache und sehr wichtig. In den letzten 850 Jahren hat sich in und um Waldsassen so viel ereignet, das es noch zu erforschen und in Wort und Bild darzustellen gilt, das motiviert mich.