Name: Michael Richtmann
Alter: 28
Beruf: Landwirt
In Waldsassen seit: schon immer in Kondrau
In den letzten Jahren hat sich einiges in der Stadt getan, welche Veränderungen würdest Du hervorheben und warum?
Äußerlich sind natürlich die zahlreichen Abrisse, Umbauten und Renovierungen am meisten sichtbar. Ich hoffe, das wird durch die Stadt sowie durch Privatpersonen weiterhin so engagiert angegangen, sodass Waldsassen und Umgebung weiterhin an Attraktivität gewinnen. Viele Freunde und Bekannte kommen nach Ausbildung oder Studium „auswärts“ wieder zurück. Das freut mich besonders und zeigt, dass es hier doch ganz schön sein muss.
Was würdest du gerne ändern?
Mehr Sachlichkeit bei Diskussionen. Egal ob es um die Stadt Waldsassen oder meinen Beruf als Landwirt geht. Online Sachen kritisieren, von denen man nur bedingt Ahnung hat, geht sehr leicht. Es hilft nur leider niemanden weiter. Engagiert euch selbst, geht auf die Leute, die es betrifft zu und redet miteinander. So ganz offline … soll ganz gut funktionieren!
Was wünscht Du dir für die Zukunft von Waldsassen und warum?
Ich hoffe, dass sich die Bevölkerung weiterhin stark in der Vereinsarbeit engagiert. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für den Zusammenhalt in unserer Stadt. Ebenso hoffe ich, dass das Bewusstsein für Regionalität weiter zunimmt. Einkaufen in der Region bereitet nicht nur selbst Freude, sondern hilft vor allem den kleinen Läden, Wirtshäusern oder Direktvermarktern. Eben das was den ländlichen Raum ausmacht!
Was macht Waldsassen für Dich aus?
Der tolle Zusammenhalt über weite Teile der Bevölkerung. Mir fällt das bei meiner Arbeit in der Feuerwehr Kondrau immer wieder auf: Übungen oder Veranstaltungen mit anderen Wehren, dem Sportverein, der Landjugend oder der Wasserwacht verlaufen immer sehr unkompliziert und es ergibt sich fast immer eine gesellige Runde, bei der eine Wiederholung für das nächste Mal gleich fest eingeplant wird. Über diese Bekanntschaften erfreut man sich auch im Alltag immer wieder!
Wie bist du auf Direktvermarktung gekommen und hast du noch Bestrebungen das weiter auszubauen?
Schon vor etlichen Jahren haben sich meine Eltern über verschiedene Wege der Direktvermarktung Gedanken gemacht. Die Lage des Betriebs, direkt an der Bundestraße B299, bietet sich da schon an. Die Ideen wurden aber aufgrund des hohen Zusatzaufwandes wieder verworfen. Das haben wir gegen Ende meines Landwirtschaftsstudiums 2015 wieder aufgegriffen. Die neue Idee dabei war, dass wir die Milch schon auf halben Weg bereits zum Kunden bringen (als Zapfautomaten in die Supermärkte) oder direkt ins Endprodukt einfließen lassen (z.B. Produkte der Bäckerei Kutzer, Eis Fantasie di Gelato in Mitterteich, Eiscafé Iris in Konnersreuth, Straußencafé Mitterhof oder das Restaurant Holzfellas in Wiesau). Ausgebaut wird aktuell die Zusammenarbeit mit Schulen, Firmen und anderen Einrichtungen wie der Stadtverwaltung Waldsassen, die ja auch schon fleißig zapft. Das Ganze soll aber nicht nur eindimensional stattfinden. Mit Hofführungen und Vorträgen wollen wir Wissensaustausch voranbringen und Netzwerke hervorbringen. In diesem Jahr beschäftigen wir uns aber nicht nur mit Milch, auch das Getreide soll in der Region bleiben, seid gespannt!
Wie könnte die Stadt die Landwirtschaft in Waldsassen und den Ortsteilen noch besser unterstützen, ggf. auch in Hinblick auf Direktvermarktung? (z.B. Wochenmarkt, Flurbereinigungsstraßen ausbauen?)
Unsere Arbeitsgrundlage ist die Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen. Ein möglichst sparsamer Umgang mit Bebauungen ist enorm wichtig. Einmal bebaut, ist diese Fläche für immer für die landwirtschaftliche Nutzung verloren. Das sollte man nie vergessen bei aller Euphorie für neue Industrie- oder Wohngebiete.
Die Unterstützung der Direktvermarktung ist auf einem guten Weg finde ich. Der Titel als Genussort Waldsassen ist bereits das Ergebnis einer tollen Bündelung der vielfältigen Angebote. Hier könnten wir weiter auf eine gemeinsame Werbestrategie bauen, um Einheimischen und Touristen zu zeigen, was es Tolles aus der Region gibt.